Eine Caritas Mitarbeiterin und eine Seniorin im gemeinsamen Gespräch.

© R. Lackner

13) Zeit zum Abschalten und Auftanken

„Vor acht Jahren starb meine leibliche Mutter und hinterließ zwei behinderte Kinder – meine Halbschwestern. Damals hat sich mein Leben um 180 Grad gedreht.“ So beginnt die Geschichte von Margit Mair, einer von zahlreichen pflegenden Angehörigen in Tirol. Aufopfernd kümmert sich Margit um ihre beiden Schwestern. Eine Unterbringung in einer betreuten Einrichtung wollte sie so lange wie möglich verhindern und war dann auch nahezu unmöglich. In passenden Unterkünften waren kaum Plätze verfügbar.

Anfangs pendelte Margit täglich zu ihren Schwestern, benötigte dafür pro Strecke rund 90 Minuten Fahrtzeit. Dieser Aufwand war für sie bald nicht mehr zu stemmen, deshalb musste sie sich eine kleine Wohnung in der Nähe ihrer zu pflegenden Geschwister nehmen. Erst nach einem steinigen Weg, bei dem sie selbst bis zur zuständigen Richterin fuhr, um ihr die Lage zu schildern, bekam sie die Kosten dafür ersetzt. „Nur so war es möglich, mich weiterhin regelmäßig um meine Schwestern zu kümmern“, erzählt Margit.

Der Pflegeberuf ist fordernd. Wenn es um die Pflege von Angehörigen geht, ist das ganze oft noch fordernder. Denn davon geht man meistens nicht nach Hause, es gibt keine festen Arbeitszeiten, keine freien Tage und kaum Urlaub. Pflegende Angehörige stoßen immer wieder an ihre Grenzen und überschreiten sie, körperlich wie psychisch. So auch Margit. Deshalb gibt es von der Caritas drei Mal pro Jahr das Angebot der Erholungswochen für pflegende Angehörige in Wildermieming.

Margit war heuer bereits das dritte Mal dabei. Für sie ist die Woche eine sehr wichtige Auszeit, in der sie neue Kraft für die anstrengenden Pflegeaufgaben schöpfen kann. Besonders genießt sie, dass sie ihren Tag so gestalten kann, wie sie möchte. Bei den angebotenen Aktivitäten kann, muss man aber nicht mitmachen. Einen großen Mehrwert sieht Margit auch darin, dass man mit anderen Pflegenden in Kontakt kommt und sich untereinander austauschen kann. „Das Ausmaß muss man jedoch selbst bestimmen, sonst kommt die eigene Erholung schnell zu kurz“, weiß Margit Mair und denkt schmunzelnd an ihre erste Erholungswoche zurück: „Aber aus diesem Fehler habe ich gelernt.“