TSD - In der Küche des Weinhauses Happ geht es geschäftig zu: Die Mixer laufen fast ohne Unterbrechung, die Backöfen glühen, rundherum wird geknetet, gerollt und ausgestochen. Der Duft frisch gebackener Kekse zieht durch die Räume. Deutsche, ukrainische, englische Wortfetzen mischen sich mit Lachen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Flüchtlingsheims backen die süßen Köstlichkeiten. Nicht für sich selbst, sondern für die Klientinnen und Klienten der Innsbrucker Notschlafstelle im Schusterbergweg.
„Die Menschen in Österreich helfen uns Ukrainerinnen und Ukrainern, jetzt helfen wir Österreicherinnen und Österreichern“, sagt Oleksandr. „Es ist gut, wenn man anderen helfen kann.“ Seit etwa einem Jahr lebt er in der Flüchtlingsunterkunft in der Innsbrucker Altstadt. Gebacken hat er noch nie. „Das macht normalerweise meine Frau. Und solche Kekse gibt es in der Ukraine nicht.“ Er versucht sich, unterstützt von einigen Mitbewohnerinnen, an Linzer Augen. Die ersten paar Stücke sehen noch nicht ganz perfekt aus. Aber bald haben die HobbybäckerInnen den Dreh raus.
Seit drei Jahren gibt es das gemeinsame Kekse-Backen mit den Tiroler Sozialen Diensten (TSD). „Wir haben bei uns in der Kirchengemeinde angefangen, weil wir den Menschen eine Freude machen wollten“, sagt Michaela Walter. Sie gehört zur Innsbrucker Gemeinde der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen). Aber eben nicht nur den Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, sondern auch denen, die es hierzulande nicht leicht haben. „So können sie auch etwas zurückgeben.“ Unterstützt wird die Aktion von Tomaselli. „Sie haben uns alle Zutaten für die Kekse gespendet.“
Während ein Blech nach dem anderen in und aus den drei Backöfen wandert, sind auch Simon Cater, der die drei TSD-Flüchtlingsheime in Innsbruck leitet, und seine Kollegin Sophie Kitchen mittendrin in der Weihnachtsbäckerei. „Hier findet ein reger Austausch statt: Sie lernen unsere Rezepte kennen und wir die ihren. Das ist wirklich schön“, sagt Sophie Kitchen.
Die Ukrainerinnen und Ukrainer schätzen es sehr, dass sie in dem Haus wohnen können. „Sie wollen ihr kleines Glück teilen und sind froh, dass sie den wohnungslosen Menschen eine Freude machen dürfen“, ergänzt Simon Cater.
Nach gut sechs Stunden ist es vollbracht: Der ganze Teig ist aufgebraucht, die Kekse sind verziert und verpackt. Und der eine oder andere Keks darf auch gekostet werden. „Schließlich muss man ja einmal testen“, sagen Michaela Walter, Sophie Kitchen und Simon Cater und lächeln verschmitzt.