Erfolgsgeschichten
Acht Jahre besuchte Hajni als junges Mädchen das Haus der Freundschaft in Satu Mare. Danach kam sie immer wieder zu Besuch und arbeitete als Freiwillige mit den Kindern. Sie half bei Ausflügen oder im Freizeitprogramm, spielte mit den Kindern Volleyball oder Gesellschaftsspiele. Mit sechszehn arbeitete sie neben der Schule als Kellnerin. Mit ihrem Lohn konnte sie nicht nur die Schule finanzieren, sondern auch ihre Familie unterstützen. Ihr Vater starb, als sie zwei Jahre alt war und die Mutter hatte noch weitere fünf Kinder zu versorgen.
„Ich ging gerne ins Zentrum, weil die Pädagog*innen immer ein offenes Ohr für mich hatten und mir Aufmerksamkeit schenkten. Ich hatte viele Freunde und Freundinnen, mit denen ich gerne meine Freizeit verbrachte. In der zehnten Klasse wollte ich mit der Schule aufhören, meine Mutter war dagegen. Aber letztendlich waren es die Pädagogen im Zentrum, die mich überzeugt haben, dass ich weiter studieren soll und sie hatten recht. Ich beendete die Schule mit dem Abitur und habe als Friseurin einen Kurs absolviert. Heute habe ich einen festen Arbeitsplatz", berichtet Hajni stolz. „Das Haus der Freundschaft ist wichtig, weil Kinder die in einer schwierigen sozialen Lage sind, hier Hilfe und Unterstützung bekommen. Es ist gut, dass sie herkommen können und viele – so wie ich – dann, wenn sie mit der Schule aufhören wollen, ermutigt werden, doch weiter zu machen.“
Derzeit gibt es in den Schülerhorten ein spezielles Programm zur Stärkung von Mädchen und jungen Frauen. Neben Haushalts- und Kindererziehungskursen werden auch Alphabetisierungskurse für diejenigen angeboten, welche nie oder nur kurz die Möglichkeit eines Schulbesuchs hatten.
Zwei Teilnehmerinnen erzählen
Maria ist 42 Jahre alt, Dakaria ist 14 Jahre alt. Sie besuchten beide den Alphabetisierungskurs im Schülerhort Integretto – Ardud.
Die Tochter von Maria ist schon verheiratet und lebt zurzeit mit ihrem Mann im Ausland. Die Kommunikation läuft per Telefon. Telefongespräche sind aber teuer. Gern würde Maria auch mal eine SMS schreiben. Dann könnten sie öfters voneinander hören. Maria erzählt: „Wir waren viele Geschwister zu Hause. Meine Familie war arm. Meine Brüder besuchten die Schule und haben lesen und rechnen gelernt. Ich war auch in der Schule eingeschrieben und ging in der ersten Woche auch hin. Dann bekam meine Mutter noch ein Kind und ich musste zu Hause bleiben, um ihr zu helfen.“ „Später durfte ich wieder in die Schule gehen, dann aber kam ich nicht wirklich zurecht und musste die Klasse wiederholen. Ich habe mich geschämt und ging nicht mehr hin. Jetzt, als ich von dem Angebot im Zentrum Integretto erfuhr, freute ich mich sehr und meldete ich mich sofort für den Kurs an. Hier muss ich mich nicht schämen und die Lehrerin ist sehr nett und vor allem sehr geduldig mit mir.“
Die Geschichte der jungen Dakaria war eine andere. „Sie besuchte ebenfalls sehr gewissenhaft die Alphabetisierungskurse“, teilt die Kursleiterin des Zentrums mit. Doch sie und ihre weiteren sieben Geschwister waren überhaupt nie in der Schule eingeschrieben. Die Mutter kämpft schon lange mit gesundheitlichen Problemen und konnte nie arbeiten gehen. Der Vater ist Musiker und leider Alkoholiker. Die Familie lebt vom Kindergeld und der Vater sucht sich Gelegenheitsjobs, die er aber wegen seiner Alkoholprobleme immer seltener bekommt. Die ganze Familie lebt in einem heruntergekommenen Haus, das aus einem einzigen Zimmer besteht - ohne Wasser und Badezimmer. Weil die Mutter krank ist, kümmert sich Dakaria um den Haushalt und um die kleineren Geschwister. „Es gibt viele Arbeitsplätze, wo die Leute ganz gut verdienen. Ich würde auch sehr gern arbeiten gehen, aber ohne lesen und schreiben zu können, stellt man mich nirgendswo an“, stellt Dakaria fest.